Interview mit Monika Thoma

Mittendrin statt nur dabei. Eine „echte Eselsbergerin“ trägt einen vielfältigen Teil zum „Gut alt werden“ am Eselsberg bei.

Mittendrin statt nur dabei. Eine „echte Eselsbergerin“ trägt einen vielfältigen Teil zum „Gut alt werden“ am Eselsberg bei - Monika Thoma im Interview-


Monika Thoma ist mit vier Geschwistern am Ulmer Eselsberg aufgewachsen, verheiratet und hat zwei Töchter. Die 62-jährige ist Einsatzleitung des Ökumenischen Besuchsdienstes sowie der Nachbarschaftshilfe Miteinander. Unter anderem ist sie Mitglied im Kirchengemeinderat, Deligierte der Caritas Ulm/Alb-Donau sowie Teilnehmerin beim Projekt „Quartier 2020“.


Seit Gründung des Ökumensichen Besuchsdienstes im Jahr 2006 sind Sie die Einsatzleitung. Wie sind Sie zu dieser Aufgabe gekommen?
Die Verantwortlichen der Lukas- und Susogemeinden sind damals auf mich zugekommen, ob ich mir vorstellen könnte, gemeinsam mit einer weiteren Person die Einsatzleitung zu übernehmen. Grundgedanke damals war, die Einsatzleitung mit je einer Person aus der katholischen und evangelischen Gemeinde zu besetzen. Seit fünf Jahren organisieren Edith Frieser und ich den Ökumenischen Besuchsdienst im Doppelpack.

Sie kennen den Eselsberg und die Menschen dort gut. Für die seit November 2013 bestehende Nachbarschaftshilfe Miteinander unter Trägerschaft der Keppler-Stiftung waren Sie unter anderem deshalb Wunschkandidatin für den Posten der Einsatzleitung. Warum bereitet Ihnen diese Tätigkeit sichtlich so viel Freude?
Ich genieße den engen Kontakt zu den Menschen hier. Wenn ich sage, ich habe ein „Helfer-Syndrom“ klingt mir das ein wenig zu abgedroschen. Jedoch ist es durchaus so, dass ich gerne hilfebedürftige Menschen – egal welchen Alters - darin unterstütze, ihren Alltag zu organisieren. Oder bin ich einfach auch für andere da, wenn sie mich brauchen.

Das Büro der Nachbarschaftshilfe Miteinander befindet sich in der Tagespflege Stifter Stuben am Mähringer Weg, wo viele Jahre das bei den Eselsbergern sehr beliebte gleichnamige Wirtshaus untergebracht war. Haben Sie persönliche Erinnerungen an die Gaststätte „Stifter Stuben“?
Früher waren wir öfters zum Essen in den Stifter Stuben. Auch kann ich mich daran erinnern, dass wir die Taufe unserer zweiten Tochter dort gefeiert haben. In den Räumlichkeiten sind heute Tagespflege und mein Büro für die Nachbarschaftshilfe untergebracht. Somit bleibt die Erinnerung zur früheren Gaststätte – wenn auch in völlig anderer Form – stets frisch.

Sie sind Einsatzleitung der Nachbarschaftshilfe Miteinander, beim Ökumenischen Besuchsdienst, Mitarbeiterin der Katholischen Sozialstation Ulm, Ehefrau und Mutter und nebenbei noch Mitglied in vielen Gremien und Ausschüssen – Wie schaffen Sie das alles?
Mit einer guten Organisation des Tages geht das dann schon (lacht). Mein Mann ist im Ruhestand und unterstützt mich bei verschiedenen Aufgaben, auch bei der Betreuung unserer Tochter Andrea, die seit ihrer Geburt geistig und körperlich behindert ist.
Für die Menschen, die ich besuche, um die ich mich kümmere ist es nun mal ein enormer Pluspunkt, dass ich für mehrere „Auftraggeber“ unterwegs bin. So kann ich beispielsweise die oftmals schwammigen Übergänge vom Besuchsdienstes zur Nachbarschaftshilfe mühelos und unbürokratisch schaffen.

Wie sieht denn das ganz private Leben von Monika Thoma aus?
Zugegebenermaßen bleibt hierfür nicht allzu viel Raum. Jedoch ist mir der regelmäßige Besuch im Ulmer Theater sehr wichtig. Gemeinsam mit meiner Schwägerin und einer guten Freundin besuche ich die Veranstaltungen seit einigen Jahren als Abo-Nutzerin. Auch lese ich gerne und genieße beim wöchentlichen Nordic Walking frische Luft. Außerdem besuche ich gerne meine große Tochter in Oslo, wo sie seit einigen Jahren wohnt.

Wie stellen Sie sich ganz persönlich die Zeit vor, wenn Sie – zumindest beruflich - etwas ruhiger werden?
Ehrlich, das kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich möchte und werde mich nicht festlegen, wann ich etwas kürzertrete. Viel zu sehr liebe ich das, was ich Tag für Tag für die Katholischen Sozialstation und meinen Einsatzleiter-Tätigkeiten tue. Für mich ist das keine Arbeit, sondern eher eine persönliche Erfüllung. Schon während meiner 45-jährigen Tätigkeit als Arzthelferin, viel mehr aber jetzt noch beim ambulanten Dienst genieße ich, direkt an den Menschen, die Hilfe brauchen „dran zu sein“.

Am Eselsberg tut sich derzeit Einiges zum Thema „Quartiersentwicklung“? Wie sind Ihre Vorstellungen für einen guten Sozialraum Eselsberg – sagen wir in zehn Jahren?
Aus meiner Sicht ist wichtig, dass wir hier Begegnungsstätten schaffen und das Zusammenleben – vor allem von Jung und Alt - stärken. Das neue Wohngebiet am Weinberg wird sicher toll. Auch hier ist die Gemeinschaft am wichtigsten. Es darf kein Stadtteil im Stadtteil entstehen. Persönlich freue ich mich sehr über die Aufwertung der Ladenzeile am Stifterweg.

Wie sieht das Ehrenamt in langfristiger Zukunft aus, was denken Sie?
Ganz sicher bin ich in meiner Behauptung, dass es sich gravierend verändern wird. So wird es vielleicht weiterhin Ehrenamt geben. Jedoch wollen die heutigen jüngeren Menschen freier sein, Verpflichtung auf Dauer ist ein Hindernis. Ich glaube, es können auch weiterhin jüngere Menschen für ein freiwilliges Engagement gewonnen werden. Dies muss für die Ehrenamtlichen aber immer zeitlich begrenzt werden können, eine Art projektbezogen Gutes tun.

Haben Sie eine Art Weisheit oder Leitspruch, das Sie durch Ihr Leben begleitet?
Völlig unabgesprochen passt mein Leitspruch von Luciano De Creszenzo zum Name unserer Nachbarschaftshilfe: „Wir sind alle Engel mit nur einem Flügel, um fliegen zu können, müssen wir uns umarmen.“


Das Interview führte Ramona Bausenhart. stellv. Verwaltungsleitung bei der Keppler-Stiftung in Ulm.

 


Nachbarschaftshilfe Miteinander
Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer kümmern sich um unterstützungsbedürftige Menschen. Wenn Sie Hilfe benötigen oder Ihre Freizeit sinnvoll gegen eine Aufwandsentschädigung einsetzen möchten, melden Sie sich gern!
Einsatzleitung Monika Thoma
Mobil: 0171 531 61 36

Ökumenischer Besuchsdienst
Von den evangelischen und katholischen Gemeinden beauftragte Männer und Frauen schenken ihren Mitmenschen am Eselsberg Zeit, offene Ohren und persönliche Begegnungen.
Bei Interesse melden Sie sich gern!
Einsatzleitungen Edith Frieser und Monika Thoma
Telefon: 0731 205 564 98 (Mo., Di., Do. 14 – 15 Uhr und Fr. 10 - 12 Uhr)